Jan aus Magdeburg war allein unterwegs

Hallo GST-Fahrer,

hier ist der Jan aus Magdeburg. Ich hatte es Gunnar im Vorfeld der GST mitgeteilt, dass ich aus beruflichen Gründen nicht zum offiziellen Start der GST am 16.06.2012 dabei sein kann. Mein Start verschob sich genau um 2 Wochen, 30.06.2012, 7:00 Uhr am Priwaller Ostseestrand, soooo, als ob alle Teilnehmer dabeigewesen wären. Ein paar Fotos am Strand gemacht, dann ging es los.

Nach 500 m der erste Schock, dichtes nasses Dornengestrüpp. Normalerweise ist dies KEIN Weg. Am Abend zuvor hatte es geregnet, genauer gesagt „geschüttet“. Mit dem Ergebnis, dass ich bereits nach 5 Minuten komplett durchnässt war. Die Überlegung, ob dies der richtige Weg sei, erledigte sich, da man an Hand der umgeknickten Zweige ahnen konnte, dass da vor nicht allzu langer Zeit mal ein paar Leute durchgekrabbelt sein müssten. Es war ja nur ein Schieben möglich, immer mit dem besorgten Blick nach hinten, ob die Dornen einem nicht das eine oder andere Teil aus dem Rucksack oder vom Bike zerrten. Ja, und da lag sie dann … eine Dämpferpumpe, mitten auf dem ins Gestrüpp gehauenen “Weg”. Ich steckte sie ein, die Pumpe war auf der ganzen Tour mein ständiger Begleiter (ohne sie benutzen zu müssen). Anbei ein Bildchen. Sollte der Besitzer Wert auf das Teil nehmen, schicke ich es gerne zu.

Zur eigentlichen Trophy: Das hier war meine erste Langstreckentour dieser Art. Ich bike viel im Harz und habe im Vorfeld auch 2 „Lochplattentouren“ im Bereich Helmstedt/Marienborn unternommen. Von daher wusste ich in etwa, was da auf mich zukommt. Allerdings habe ich die für mich erreichbaren Tageskilometer als zu optimistisch geplant. Auch die Fahrt mit ca. 8 kg Gepäck war anfangs doch ungewohnt. Sehr zu schaffen machte mir mein Gesäß ab dem 3. Tag, so dass die Fahrt mit zunehmenden Schmerzen verbunden war. Ich habe einfach zu viel mitgeschleppt. Jeder kann ja für sich entscheiden, wie und wo er die Nacht verbringt. Für mich war klar, dass es unter allen Umständen immer in irgendeiner (komfortablen) Unterkunft sein sollte, also Pension oder Hotel. Schlafsack und Isomatte war nur für den absoluten Notfall gedacht und blieben unbenutzt. Durch die Batteriekapazität meines GPS-Empfängers von ca. 12 Stunden war dann die reine Fahrzeit auch begrenzt. Zugegeben, nach 12 h war ich dann auch körperlich ziemlich am Ende.

Die Streckenführung hatte ich so in etwa erwartet, mal abgesehen von einer Wassergrabendurchquerung, die ich ohne die von meinen Vorgängern abgeschürfte Böschung nie als den richtigen Weg erkannt hätte.

Das Wetter war gut, nur Regen an 2 Tagen (jeweils 3 h). Die Schmerzen am Gesäß wurden unerträglich (faustgroße Hämatome an beiden Pobacken, auf denen sich die Haut bereits abgelöst hatte und ich praktisch auf rohem Fleisch saß). Am Ende des 6. Tages kam ich unter großen Schmerzen in Fladungen an. Nach Studium der Karten fasste ich für mich den Entschluß, die GST am nächsten Tag in Mellrichstadt zu beenden und mit dem Zug nach Hause zu fahren. Bis Mellrichstadt konnte ich nur noch im Wiegetritt fahren, glücklicherweise war das Streckenprofil nicht weiter herausfordernd (abgesehen von einer Schiebepassage am Friedensweg). Tja, und so endete die Tour für mich ohne Happy End. Glückwunsch an dieser Stelle an alle, die es bis zum Drei-Länder-Eck geschafft haben.

Es war ein Abenteuer, ich behaupte mal, eines der größten Abenteuer, welches man auf dem Bike in Deutschland noch erleben kann. Daß bei einigen Teilnehmern kritische Töne zu hören waren, ist ganz normal. Zu verschieden sind die Ansprüche und Erwartungen. Aber zugegeben, es gab Momente, bei denen ich mich fragte, wo der Sport aufhört und der Irrsinn anfängt. Abends, als ich in meinem Bettchen lag und den Tag Revue passieren ließ, musste ich dann aber doch schmunzeln … .

Zu Haus angekommen, lag der ausgedruckte Beitrag von Michael G. (29.06.2012) auf dem Tisch. Meine Frau war nicht da, hatte aber eine Bemerkung auf das Blatt geschrieben: „Es ist nicht alles toll! Wenn ich den Bericht von Michael G. lese, stellt sich die Frage: Was ist Selbstfindungstrip und was ist nur bekloppt.“ Jaaaaa, das ist es, so lange es solche Kommentare gibt, sind wir auf dem richtigen Weg. Danke Gunnar, danke an alle Streckenscouts, danke auch für das hervorragende Kartenmaterial. Mal sehen, was die Zeit so bringt. Es ist mit der GST bei mir jetzt eine Rechnung offen … und 2013 ergibt sich eine neue Chance. Und so richtig lässt sie mich nicht los … die Grenze …

Grüße aus Magdeburg

Jan

 

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