2021 habe ich die erste Bekanntschaft mit der Platte gemacht. Den Bericht dazu findet ihr hier.
Zusammengefasst gesagt: Der Gedanke einer erneuten Fahrt auf der Platte war gesät. Natürlich befasste ich mich zuerst mit der Technik und der Ausrüstung. Aber auch eine taktische Anpassung sollte notwendig sein. In Summe hatte es dann 4 Jahre gebraucht, bis ich einen passenden Moment für einen zweiten Anlauf gefunden hatte. Das Rad war soweit fit und die passende Ausrüstung war 3 Tage vor Abreise dann auch vollständig. Privater Onlineanzeigen und Freunden sei Dank.
Mit dem Zug ging es am Montagmorgen den 26.05.2025 problemlos von Dresden nach Hof. Noch dem aller ersten Bäckerstop fuhr ich dann gemütlich die ca. 16 km zum Dreiländereck. 12:30 startete ich gut gesättigt und hoch motiviert die eigentliche Fahrt. Ich merkte schnell die positive Veränderung an der Technik unterm Hintern (Details am Ende). Das Wetter war durchwachsen, aber deutlich kühler als beim ersten Mal. Die veränderte Taktik bestand darin nicht einen vorher fest definierten Ort anfahren zu wollen. Gut, in Gedanken hatte ich schon eine Mindeststreckenlänge, um in 12 bis 13 Tagen durchzukommen. Sondern nach guten 1,5 h (plus/minus 30 min) eine kurze Pause einzulegen. Getrunken wurde auf und neben dem Rad. Gegessen wurde nur in den Pausen. So bewegte ich mich von Pause zu Pause. Auch diese Änderung machte sich positiv bemerkbar. Ich habe mir weniger Druck gemacht. Nicht, dass ich nie über so manche Begebenheiten geflucht hätte, aber ich habe mich so größten Teils in einer optimalen Ausdauerbelastung befunden. 7:30 startete ich meist in den Tag und 20:00 oder auch 21:00 beendete ich den Tag am geeigneten Platz. Erst am späten Nachmittag sondierte ich die Strecke vor mir und schaute nach einem geeigneten Übernachtungsplatz basierend auf meinem Befinden.
Mit der oben beschrieben Taktik habe ich folgende Teilstrecken inkl. Extras für Versorgung und Übernachtung geschafft. Tag 1: 77 km bis zur Schutzhütte „Waldfrieden“ an der Getränkehöhle bei Titschendorf, Tag 2: 119 km bis zur Schutzhütte „Generalsblick“ bei Sonneberg, Tag 3: 95 km bis zum Brauerei Gasthof Hartleb in Maroldsweisach, Tag 4: 103 km bis zur Schutzhütte „Heimatblick“ bei Birx, Tag 5: 111 km bis zum Hotel „Rhönblick“ in Philippsthal, Tag 6: 107 km bis zum Unterstand „Auf der Delle“ bei Treffurt, Tag 7: 92 km bis zum Hotel „Hahletal“ in Gerblingerode, Tag 8: nach Behebung technischer Herausforderungen ca. 68 km bis zum Knaus Campingpark in Walkenried, Tag 9: 100 km über den Brocken bis zum Grenzturm Rhoden bei Hornburg, Tag 10: 74 km bis zum ehemaligen Grenzübergang Marienborn. Ende. Durchschnittliche Geschwindigkeit in Bewegung: 12,7 km/h.
Ja. In Marienborn habe ich mein Vorhaben bis zur Ostsee durchzufahren beendet. Dies aber mit einem guten Gefühl, denn ich habe mir unbekannte Abschnitte gemeistert und die innere Last des Scheiterns aus 2021, vor allem mit der erfolgreichen Fahrt über den Brocken, abgeworfen. Zeitweise habe ich an einem Erfolg gezweifelt, weil ich kein Fortschritt sah und so manche Passage mir den Nerv raubte. Doch nach Treffurt ist der Knoten geplatzt und ich wusste, dass es möglich sein kann.
Warum doch der vorzeitige Ausstieg? Nun, ich kannte ab hier im Groben den Rest der Strecke und es ergab sich eine bequeme Rückfahrgelegenheit von Marienborn aus. Und zugegeben 10 Tage Abenteuer im Gelände bei Sonne, Regen, Matsch, Zecken, Gräsern, Übernachtungen in Schutzhütten und teuren Hotels haben ihre Spuren an Mensch und Ausrüstung hinterlassen. Es war ein guter Moment. Verluste: Sonnenbrille. Technische Pannen: keine. Verschleiß: Haut, Reifen, Regenüberschuhe, Socken, Bremsbelege (hatte keinen Ersatz mit und somit musste ich am Tag 8 einen offenen Radladen mit Magura Bremsbelegen suchen – Danke „Bike Point“ in Gieboldehausen).
Es gab Höhen und auch Tiefen auf der topografischen Karte wie auch auf mentaler Ebene. Ein paar ausgewählte Eindrücke aus 2025 gibt es hier in den folgenden Bildern:
Für die eigene Inspiration einige Dinge zu meinem Setup. Als fahrbarer Untersatz stand wie auch 2021 ein ToutTerrain Outback Explore 27,5“ mit C12 Pinionantrieb, RockShox Federgabel und Schwalbe 2,6“ Hans Dampf auf Tubeless umgerüstet zur Verfügung. Diesmal mit einem 1:1 Verhältnis von Zahnkranz und Ritzel sowie Kette statt Riemen. Das Hauptmotto war „Weniger ist Mehr“. Am Fahrrad befestigt war lediglich ein Trinkflaschenhalter und das Garmin eTrex 22x. Wenn ich an das viele Zeug vom ersten Mal denke, muss ich nur mit dem Kopf schütteln. Als „Gefäße“ für die Ausrüstung entschied ich mich für die Ortlieb 11L QR Lenkertasche, die Ortlieb 11L Satteltasche und den Salomon ADV Skin Cross 15L Laufrucksack mit 2L Trinkblase.
In der Lenkertasche hatte ich die Dinge des täglichen Bedarfs wie Flick-/Werkzeug, Luftpumpe, Waschzeug, Handtuch, erste Hilfe, Wechselwäsche, Daunenjacke, Lebensmittel. Der oben liegende Rollverschluss machte den Zugriff super einfach. In der Satteltasche hatte ich SeaToSummit Spark 1 Daunenschlafsack, Exped SynMat HL Isomatte, Nordisk Lofoten UL1 Zelt inkl. Unterlage, leichte Schlafsachen. Im Rucksack hatte ich hauptsächlich das Wasser in der Trinkblase (in der 0,6L Flasche im Rahmen war Wasser mit Elektrolyten), Lebensmittel, Regenkleidung, Telefon, Geld und Co.
Somit konnte ich das Gewicht des Rades für die Schiebepassagen und generell senken und hatte ausreichend Stauraum für dieses minimale Setup. Die Nachschublage ist trotzdem auf der gesamten Strecke sehr mau. Mann sollte schon jede Möglichkeit mitnehmen und immer einige km im Voraus die Strecke nach Möglichkeiten im Blick behalten. Es sind auf jeden Fall extra Kilometer nicht zu vermeiden.
So. Das war mein abschließender Bericht meiner GST. Dann habt Freude an eurer zukünftigen GST!
Aus Dresden, der ITT Björn GST 2025