Den Yeti wiedersehen … Hilfe gebraucht

Man kann im Leben nicht nur Glück haben, manches Mal schlägt das Schicksal zu. So auch beim Schlafsackhersteller Yeti. Noch vor wenigen Monaten war die Welt in Ordnung: Allerlei Abenteurer schliefen in Yeti-Schlafsäcken (ich übrigens auch während der GST 2009 & 2010) und Yeti produzierte fleißig neue Knacktüten für jedermann. Doch dann kam die Flut und der Yeti ist vom Aussterben bedroht. Gleich kommt die Meldung und vorher der Aufruf: Wer einen neuen Schlafsack braucht oder über einen neuen Schlafsack nachdenkt, der ordert jetzt mal bitte zackig! Die Jungs und Mädels können gerade Unterstützung brauchen.

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Hier die Meldung: “

Freistaat Sachsen und Bund lassen Flutopfer im Stich: Der Görlitzer Yeti GmbH steht buchstäblich „das Wasser bis zum Hals“

Die von Politikern versprochenen Hilfen bleiben aus; Yeti sieht sich in seiner Existenz bedroht; Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region sind gefährdet

Görlitz / München, 30.08.2010 –Es ist eine deutsche Erfolgsgeschichte, die durch die mangelnde Handlungsbereitschaft der verantwortlichen Landes- und Bundesminister ein jähes Ende finden könnte. Seit dem Einstieg eines dänischen Outdoor-Spezialisten im Jahr 2005 legte die auf Highend-Outdoor-Daunenschlafsäcke und -Jacken spezialisierte Manufaktur in der jüngsten Krise eine beachtliche Wachstumsdynamik an den Tag – Tendenz weiterhin steil nach oben. Etwa 10.000 Schlafsäcke produziert der Betrieb aktuell, sowohl für den einheimischen Markt als auch für den Export nach Skandinavien, China und Japan. Die Produkte der Görlitzer Innovationsschmiede fehlen heute auf keiner Extremexpedition mehr, es hagelte Auszeichnungen am laufenden Band, wie z.B. den Deutschen Design Preis für den mit 265 Gramm leichtesten Daunenschlafsack der Welt. Der Bruch des Witka-Staudamms in Polen bereitete der Erfolgsgeschichte der krisenerprobten Unternehmer Anfang August 2010 ein jähes Ende. „Möglicherweise für immer, wenn die verantwortlichen Politiker von Land und Bund den betroffenen Unternehmen nicht endlich die vollmundig versprochenen schnellen und unbürokratischen Hilfsprogramme und Fördermittel zukommen lassen“, erklärt Kay Steinbach, Geschäftsführer der Yeti GmbH.

Eine Hochwasserversicherung konnte das Unternehmen aufgrund der Lage des Traditionsgebäudes nicht abschließen. Das Gebäude & Grundstück hat während seiner ca. 100 jährigen Geschichte jedoch bislang jedes Hochwasser ohne große Schäden überstanden. Die jetzt passierte Sturzflut der Neiße hat die denkmalgeschützten Lager- und Produktionsstätten der Yeti GmbH in Görlitz jedoch mit voller Wucht getroffen, die Manufaktur war binnen kürzester Zeit bis zu einer Höhe von etwa zwei Metern überschwemmt. Obwohl das Unternehmen wegen seiner Nähe zur Neiße an ein Flutwarnsystem angeschlossen ist und per SMS informiert wird, wenn der Pegel gefährlich steigt, blieb keine Zeit mehr, Ware und Büroausstattung in Sicherheit zu bringen. Das normalerweise gut funktionierende Hochwasserwarnsystem hat aufgrund der ungeheuren Geschwindigkeit und des nach dem Dammbruch vollkommen unvorhersehbar hohen Anstieges des Wasserpegels versagt. Durchgeweichte Kartons, schlammverschmierte Folienverpackungen, verschmutzte Schlafsäcke und Jacken stapeln sich jetzt auf dem Hof von Yeti. Das Hochwasser hat Ware im Wert von rund einer Million Euro vernichtet, hinzukommen Schäden an Gebäude und Technik. Kay Steinbach schätzt den aktuellen Schaden auf insgesamt mehr als 2 Millionen Euro. Darin sind weitere Umsatzeinbußen durch den Verlust von Kunden, die sich notgedrungen nach neuen Lieferanten umsehen müssen, noch nicht eingerechnet.

Hilfszusagen entpuppen sich als Luftnummern
Unzähligen Politikern aller Couleur hat Steinbach in den vergangenen Wochen die Hand schütteln und deren Hilfszusagen anhören dürfen. Staatssekretäre, Wirtschaftsminister und Abgeordnete stellten medienwirksam vor laufenden Kameras „Sofortprogramme mit Mitteln aus den Landeshaushalten“, Fördermittel für „Privatleute und Unternehmen, denen der Abschluss einer Flutschaden- Versicherung verweigert worden war“ und andere Hilfsmaßnahmen in Aussicht. Die Gleichstellung von Versicherten mit solchen, deren Lage nicht versicherbar war das Schlagwort. Doch kaum sind die TV-Kameras ausgeschaltet und die Gummistiefel ausgezogen, scheint die Devise ‚Nach mir die Sintflut‘ zu gelten. Unternehmen bleiben auf sich alleine gestellt, Politiker und Behörden schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu“, kritisiert der Manager das Krisenmanagement der zuständigen Behörden. „Das von Ministerpräsident Stanislaw Tillich vorgestellte Hilfsprogramm ist keine ausreichende Hilfe. Es handelt sich hier um zinsverbilligte Darlehen mit einer Laufzeit von höchstens 5 Jahren. Die Yeti GmbH würde sich aktiv am Standort weiter engagieren, wenn sie wenigstens ¼ des Schadens ersetzt bekäme.

Leichtsinn oder kalkulierbares Risiko?
Rund 130 weitere Firmen und Kleinbetriebe sind von den Flutschäden betroffen, nicht nur Yeti kämpft um die Existenz. Wer wie der Outdoor-Spezialist in Ufernähe der Neiße residierte, der hatte keine Chance auf eine Hochwasser-Versicherung. „Behörden und Ministerien wussten seit der Jahrhundertflut in 2002, dass keine Versicherung mehr eine Police für Hochwasserschutz für Gebäude in Flussnähe ausstellt. Die sächsische Staatsregierung beruhigte dagegen die nicht versicherten Unternehmen mit der Aussage, man hätte aus der Flutkatastrophe von 2002 gelernt und für ausreichenden Hochwasserschutz gesorgt“, empört sich Steinbach. Schuld sei jetzt Polen so die Politiker, das Land trage die Verantwortung für den Dammbruch und die damit verbundenen Schäden. Strafanzeige wurde auch bereits von verschiedenen Stellen gestellt, allein die Unternehmen brauchen das Geld jetzt. Während das Bundesumweltministerium Informationsdefizite prüfen will und immerhin schon für Ende September eine Sitzung der Hochwasser-Arbeitsgruppe von Deutschland, Polen und Tschechien einberufen hat – hier sollen auch mögliche Defizite im Informationsfluss ein Thema sein – rückt für Unternehmen wie Yeti die Stunde der Wahrheit immer näher.

„Unser Fehler war, der vermeintlichen Hochwasserschutz-Kompetenz des Freistaates Sachsen zu vertrauen“, so Steinbach weiter. „Aus eigener Kraft ist ein Wiederaufbau nicht möglich. Ob und wie es mit Yeti in Görlitz weitergeht, hängt von den finanziellen Fördermitteln ab. Wir würden die Produktion gern schon im November wieder aufnehmen. Um aber wieder produzieren zu können, müsste Yeti demnächst Stoffe bestellen. Da aber bisher keine finanzielle Unterstützung da ist und überhaupt noch nicht feststeht, ob und wie es weitergeht, können wir jetzt auch keine Daunen und Stoffe bestellen. Ein Teufelskreis.“

Kampfgeist trifft auf Welle der Solidarität
Aktuell kämpfen Kay Steinbach und sein Team weiter, gerade so wie Yeti-Produkte für das Überleben in Extremsituationen stehen. Dabei stehen sie nicht alleine da: Mitarbeiter einer benachbarten Computerfirma haben beim Schlammschippen geholfen, die IHK Dresden hat ein Spendenkonto unter dem Stichwort „Yeti-Hochwasserhilfe“ eingerichtet, eine Berliner Werbeagentur sowie eine Münchner PR-Agentur entwickeln auf Pro-Bono-Basis Ideen und Konzepte, um den Verkauf der Yeti-Produkte anzukurbeln und die Markenbekanntheit in Outdoor-Kreisen zu forcieren. Die ortsansässige Firma Reichelt hat fünf Tonnen Kies spendiert, damit die Wege auf dem Firmengelände repariert werden können. Die Stadt hat bis vorige Woche alle Container kostenlos abgeholt. Kay Steinbach ist von der Welle der Solidarität beeindruckt und überzeugt, dass es sich zu kämpfen lohnt: „Sollten wir als Unternehmen am Standort Görlitz überleben, ist das die beste Botschaft überhaupt: Yeti steht in jeder Hinsicht für das Überleben von extremsten Situationen“, resümiert Kay Steinbach.

Yeti
Die Yeti GmbH ist eine innovative Manufaktur für Produkte im Outdoor-Premiumbereich. Dazu zählen die leichtesten Daunenschlafsäcke der Welt sowie Expeditionsbekleidung und Daunenbekleidung in Form von Jacken, Mänteln und Westen. Die preisgekrönten Yeti-Produkte sind hoch innovativ, superleicht und stark komprimierbar.

Die denkmalgeschützten Gebäude der Manufaktur stehen im sächsischen Görlitz am Ufer der Neiße. An diesem Ort wurden jahrhundertelang erstklassige Tücher gewebt und gewalkt, zuletzt färbte hier die „VEB Volltuch“ FDJ-Hemden und Marmorjeans. Heute fertigen hier die Yeti-Mitarbeiter rund 10.000 Daunen-Schlafsäcke im Jahr, die zu den besten der Welt und zur Standardausrüstung von Extremexpeditionen zählen. Yeti steht für „Handmade in Germany“, dafür hagelt es Auszeichnungen: Red Dot Award, Gear oft the Year (Outdoor Magazin), IF Gold Award, Silber vom Designpreis Deutschland.

Weitere Informationen zur Marke Yeti und Vertrieb finden Sie unter: www.yetiworld.com“

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