Tag 0-3:
Mit dem Zug startete ich in meiner Heimatstadt Dresden und kam in Adorf im Vogtland, der Heimatstadt meiner Eltern, am Mittwochabend an. Dann standen die ersten Kilometer und Höhenmeter nach Papstleithen zur „Alten Schule“ auf Asphalt an. Nach Abendessen, Getränken und den ersten zarten Gesprächen mit den Mitfahrern ging es im Saal des ansässigen Kleintierzüchtervereins, welche sich herzlich um uns kümmerten, in den Schlafsack.
Nach einem stärkenden Frühstück am nächsten Morgen rollte ich zur besprochenen Zeit an den Start und hatte dabei den ersten Kontakt zur Platte. Dort wurde noch jeder Teilnehmer von Gunnar fachmännisch für die Homepage abgelichtet.
Die eigentlich gruppenweise geplante Abfahrt gestaltete sich jedoch als Gesamtakt. Auch gut. Und dann rollten wir los. Einer nach dem Anderen die ersten Meter auf der Platte. Die ersten Gedanken: Das geht ja gut von der Hand, ein bisschen holprig, aber machbar. Wie man sich täuschen kann…
Nach ziemlich genau 6,5km dann ein Sturz. Stefan B. #34 ist von der Platte abgekommen und dann war Schluss für ihn. Schlüsselbeinbruch. Kurzfassung: zurück zur B-Straße begleitet, Notruf abgesetzt, sein Fahrrad versteckt, auf Rettungsdienst gewartet, verabschiedet, weiter gefahren. Dabei hatte ich natürlich Unterstützung von ein paar weiteren GSTlern gehabt.
Bei brütender Hitze rollte ich also weiter und traf dann später wieder auf Mitfahrer. Schnell zeigten sich die Herausforderungen der Tour: Konzentration auf der Platte hoch wie runter, Kalkulation der Versorgungslage entlang der Strecke (vor allem das Wasser im Auge behalten), und zu guter Letzt die von den Pionieren der NVA geschaffene Rampen, die ihresgleichen suchen.
Das erste mal schieben, das erste mal fluchen und doch irgendwie lachen. Ich musste danach feststellen, dass ich für meine doch besser eingeschätzte Fitness zu schwer bepackt war und ich bei der Anstrengung mit der Hitze überhaupt nicht klar kam. Der erste Tag endete für mich viel zu spät auf dem Sportplatz in Probstzella. Ziel von über 100km pro Tag zwar erreicht, aber „ausgelutschter“ als ich wollte!
Meine zweite Etappe brachte mich dann schon „nur“ noch rund 74km von Probstzella an einen Teich bei Sonneberg OT Wildenheid.
Wie nach Probstzella auch ging es dann am nächsten Morgen erst einmal einen extrem steilen Berg die Platte hoch. Mann, hatte ich schon keine Lust mehr. Danach war ich mental, aber auch physisch gebrochen. Hitze, Staub, quietschender Riemen, schweres Rad, steile Rampen. Dann fasst ich den Entschluss nach Schalkau abzubiegen. Nach 27km für diesen 3. Tag erreichte ich das angepeilte Freibad und blieb dort von 10:00 bis 16:00 zum runter kühlen. Ich quartierte mich in der schönen „Domäne Schaumburg“ in Schalkau ein. Natürlich oben auf dem Berg, klar. Nach hin und her und Telefonaten mit den daheimgebliebenen fasst ich den Entschluss die GST 2021 abzukürzen. Denn an der Ostsee wollte ich schon ankommen – gesund. Der Ostseeurlaub mit Familie im direkten Anschluss (geplant waren 10 Tage bis hoch – man war ich naiv ;) stand schon fest. Also Zugticket nach Helmstedt gekauft und am 4. Tag ein gutes Stück der GST übersprungen.
Eigentlich wollte ich dann noch durch den Grenzübergang Marienborn rollen, doch der hatte schon zu. Also zeltete ich ganz in der Nähe und ließ MICH vom Gewitter überollen. Das Zelt blieb jedoch standhaft. Puh.
Tag 5-10:
Nun hatte ich also 6 volle Tage, um die restlichen ca. 500km abzufahren.
Dann auch wieder dem Kodex treu! Was ich an der ein oder anderen „Schinderstelle“ bereute ;) Ich ließ mir aber Zeit und steuerte teils auch weitere Hotels oder Zeltplätze an. Ich nahm mir auch mehr Zeit für die Mahnmale und Geschichten am Wegesrand.
Es gab auch eine Strecke, bei der mir die Tränen in den Augen standen, nachdem ich eine Geschichte eines jungen Mannes gelesen hatte, der Opfer von Landmienen geworden ist. Ich war glücklich darüber, dass meine Eltern damals als Ingenieure keinen Fluchtversuch gewagt hatten. Das hätten Sie nach hoher Wahrscheinlichkeit nicht überlebt…
Als ich dann noch Frühmorgens in Arendsee am Zeltplatz war, rollten schon die wirklichen Ersten an mir vorbei. Über Spotwalla konnten wir ja die meisten sehen. Mein großer Respekt an der Stelle! Auch das flache Stück nach dem Brocken hatte es stellenweise in sich. Matschige Forstwege, extrem sandige Waldwege, zugewachene Plattenwege. Es wurde einem nicht leicht gemacht. Aber es gab auch schöne Momente:
Pannen hatt ich auf meinem Teil der GST 3 Stück. Es wären sicher mehr gewesen.
Am 10. Tag (26.07.2021 gegen 16:30) dann kam ich an der Ostsee an.
Geschafft. Und jetzt? GST 2023 mit neuen Ideen für Planung und Ausrüstung waren geboren. Doch jetzt erst einmal Urlaub…
Also GST, wir sehen uns wieder. Danke dir.
Aus Dresden, der Björn GST 2021 #6